Je nach Lebenssituation gibt es unterschiedliche Gründe, mit 50 oder mehr Jahren noch einmal zu studieren. Im Job können sich durch den Erwerb eines Studienabschlusses Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Aus einer Situation der Arbeitslosigkeit heraus kann es sinnvoll sein, sich durch ein Studium weiterzuqualifizieren, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Nach abgeschlossener Berufstätigkeit können ältere Menschen studieren, was sie interessiert, wofür sie während der Ausübung ihres Berufes aber keine Zeit fanden.
Berufliche Aufstiegsmöglichkeiten durch einen Studienabschluss
Im Beruf gibt es verschiedene Möglichkeiten, durch Zusatzqualifikationen neue Aufgaben zu übernehmen, zum Beispiel im Qualitätsmanagement oder im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Ein zusätzlicher Abschluss kann auch ein wichtiges Argument bei einer Beförderung oder Gehaltserhöhung sein. Viele Menschen in reiferem Alter möchten mehr Verantwortung übernehmen und sich für Führungsaufgaben qualifizieren. Um dies zu erreichen, ist ein Studium eine Möglichkeit. Heutzutage gibt es zahlreiche Angebote für ein berufsbegleitendes Studium, das in Teilzeit absolviert werden kann. An vielen Universitäten, Fachhochschulen und private Hochschulen gibt es entsprechende Studiengänge. Je nach Bundesland, Hochschule und Fachrichtung können sich die Möglichkeiten jedoch stark voneinander unterscheiden. Interessierte sollten sich vorab genau über die entsprechenden Studiengänge, den Studienablauf und die Zugangsvoraussetzungen erkundigen.
Für den Zugang zum Universitätsstudium wird die Allgemeine Hochschulreife vorausgesetzt, an einer Fachhochschule genügt die Fachhochschulreife. Bei Vorhandensein einer abgeschlossenen Ausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung lassen viele Hochschulen Ausnahmen zu, besonders falls ein einschlägiges Studienfach absolviert wird. Somit kann grundsätzlich auch ohne Abitur studiert werden. Möglicherweise lohnt es sich aber auch, einen fehlenden Schulabschluss nachzuholen, zum Beispiel an einer Abendschule, einem Kolleg, an der Volkshochschule oder als Fernabitur. Es ist zu empfehlen, sich einmal über derartige Möglichkeiten zu informieren.
Auch ein Fernstudium kann berufsbegleitend absolviert werden. Allerdings benötigt man dafür Disziplin und Durchhaltevermögen, um sich neben der Arbeit noch mit den Studienmaterialien zu beschäftigen und die geforderten Aufgaben zu erledigen. Während eines Fernstudiums gibt es auch Präsenzphasen, die eine persönliche Anwesenheit voraussetzen. Außerdem ist das Verfassen der Abschlussarbeit sehr zeitintensiv. Daher sollte man vor Aufnahme eines Studiums mit dem Arbeitgeber sprechen und sich versichern, dass er diese Absicht unterstützt, da es sonst möglicherweise Probleme geben kann, Studium und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Die Zulassungsvoraussetzungen zum Fernstudium sind ähnlich geregelt wie an normalen Hochschulen.
Studieren als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit
Arbeitslose über 50 sind heute auf dem Arbeitsmarkt weniger gefragt als jüngere Menschen. Daher ist es für Ältere besonders wichtig, sich weiterzubilden und so auch für potenzielle Arbeitgeber ihre Flexibilität, Motivation und Lernfähigkeit unter Beweis zu stellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, noch einmal in einer anderen Fachrichtung neu anzufangen und eine Tätigkeit in einer anderen Branche als der bisherigen anzustreben. Ein Studienabschluss kann auch eine Basis für die berufliche Selbstständigkeit bilden. Da Arbeitslose nicht den Verpflichtungen eines Jobs unterliegen, können sie anders als Berufstätige in Vollzeit studieren und ihr Studium in kürzerer Zeit abschließen. Ein Bachelor oder ein vergleichbarer Abschluss kann bereits nach sechs Semestern erworben werden. Die Finanzierung des Studiums sollte allerdings geklärt sein, da an manchen Hochschulen recht hohe Studiengebühren erhoben werden. So kann zum Beispiel ein Studienkredit aufgenommen werden.
Unter Umständen können auch Studierende BAföG bekommen, die bereits über 40 Jahre alt sind. Dies ist der Fall bei Absolventen des zweiten Bildungsweges oder bei Studierenden, die kein Abitur besitzen, aber aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation zum Studium berechtigt sind. Die Arbeitsagentur ist für die Finanzierung eines Studiums nicht zuständig.
Den eigenen Interessen nachgehen
Das Erreichen des Rentenalters wird von vielen Menschen als starker Einschnitt erlebt, der mit positiven und negativen Gefühlen verbunden ist. Einerseits hat man nun endlich freie Zeit, ohne die Verpflichtungen des Arbeitsalltags. Andererseits fehlen sinnvolle Aufgaben, denen man sich widmen kann. Auch die gewohnten Sozialkontakte zu Kollegen und Kunden bestehen nicht mehr.
Ein Studium ist für Senioren eine Möglichkeit, sich noch einmal intensiv mit einem oder mehreren Fachgebieten zu beschäftigen, für die man sich vielleicht sein Leben lang interessiert hat, die aber aus Zeitmangel zu kurz gekommen sind. Für Menschen im Rentenalter bietet sich ein Seniorenstudium an, das ähnlich aufgebaut ist wie ein Studium als Gasthörer. Ein Vorteil dieses Studiums besteht darin, dass es relativ entspannt absolviert werden kann, ohne Verpflichtung zu Referaten oder Klausuren.
Das Seniorenstudium ist nicht auf den Erwerb eines Abschlusses ausgerichtet. Die Studierenden können sich ihren Stundenplan selbst zusammenstellen und dabei aus mehreren Fächern wählen. Wer sich fit genug fühlt, kann aber auch ein reguläres Studium absolvieren und sich dabei noch intensiver mit dem Fach auseinandersetzen, das ihn interessiert. Die sozialen Kontakte zu jungen Studenten werden von älteren Menschen häufig als bereichernd erlebt, während sie ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung gern an die Jüngeren weitergeben.
Allerdings wird empfohlen, sich in den Seminaren etwas zurückzuhalten und den Beiträgen der jüngeren Diskussionsteilnehmer genügend Raum zu geben, da jüngere Leuten es als Besserwisserei empfinden könnten, wenn Ältere sich und ihre Ansichten zu sehr in den Vordergrund stellen.