Bildung als ehrenamtlich organisierter Anzeigenmarkt
Menschen ab 50, die eine Sprache lernen möchten oder Studenten, die auf privater Basis die Erfahrung von Personen der Altersgruppe 50plus beim Erstellen von Seminar- oder Abschlussarbeiten schätzen, dem bieten Wissensbörsen die Möglichkeit einer Online-Gesuchsanzeige.
Das Prinzip der direkten Bildungsvermittlung einer Wissensbörse ist seit den späten 1980er Jahren in Deutschland bekannt: Es funktioniert in manchen Städten wie eine Anzeigenbörse. Jemand sucht (Unterweisung in Wissenschaft, einfacheren Lerninhalten oder Handwerk) und ein anderer meldet sich auf solch eine Gesuchsanzeige bzw. bietet selbst eine kostenlose Entsprechnung an.
Es handelt sich zumeist um Chiffre-Anzeigen, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut werden, so dass die Vermittlungen gelingen. Aus einfachen Gesuchs- oder Angebotsanzeigen können sich dann Lerngruppen bilden, die über Wochen oder Jahre hinweg dann zu regelmäßigen Treffen über Themen oder in Form eines kulturell-kreativen Projektes führen. Gerade hier funktionieren Wissensbörsen in ihrem freiwilligen und flexiblen Bildungsangebot nicht nur als Lernvermittlung, sondern auch als Integrationsplattform: Ausländische Mitbürger, die strukturiert und kontinuierlich einer Art persönlichem Deutschunterricht folgen möchten, finden gerade bei einer Wissensbörse das, was ihnen helfen kann.
Pro Stadt, in welcher sich eine Wissensbörse befindet (und dies sind in Deutschland bereits mehr als 50; auch in Österreich und der Schweiz verfolgt man diese Projekte), werden Institutionen wie diese von einer hohen Anzahl Freiwilliger getragen.
Die Anerkennung des Ehrenamts bei Wissensbörsen
Somit enthält nicht nur eine Wissensbörse verschiedene Bildungsangebote, sondern sie ist selbst als ein solches zu betrachten. Nachfrage und Angebot bewegt sich im Zusammenhang eines Lerninteresses – es geht darum, dass die Teilnehmer einen Bedarf äußern, der von der freien Wirtschaft nicht abgedeckt wird.
Oder es spielen finanzielle Aspekte eine Rolle: In den meisten Vertragsbedingungen verpflichten sich die Teilnehmer, Veranstaltungen unentgeltlich durchzuführen, nämlich in gemeinnützigem Interesse.
Den „Lehrkräften“ bietet man seitens der eingetragenen Vereine (die Wissensbörse in jeder Stadt ist selbständig organisiert) andere Vergünstigungen, nämlich sie sind für den „Arbeitsweg“ versichert, sie erhalten teilweise Verpflegung und sie können vereinseigene (oder vom Verein aus gemietete oder verwaltete) Räumlichkeiten, Medien und (Schulungs-)Materialien für ihre so angebotenen Unterrichtsveranstaltungen oder Treffen nutzen. So können sämtliche Projekte – die sonst „von privat für privat“ angeboten würden – hier jedoch in geordneten Bahnen verlaufen.