Schikane am Arbeitsplatz im Alter: Ab wann ist es Mobbing?

Mobbing gegen ältere Arbeitnehmer sollte weder von betroffenen Beschäftigten, den Kollegen oder weiteren Vorgesetzten ignoriert werden. Bei extremen Fällen des Mobbings wie Beschimpfungen, (sexuelle) Belästigung oder körperliche Attacken sind dem Arbeitnehmer und den Kollegen klar, dass hier Grenzen in nicht hinnehmbarer Weise überschritten werden. Auch wenn Lehrlinge und Azubis ebenso Opfer von Mobbing werden, so sind ältere Arbeitnehmer doch besonders von Intrigen und Schikane betroffen.

 

Ab wann ist es Mobbing am Arbeitsplatz?

Schwieriger einzuordnen ist Schikane am Arbeitsplatz die in einer subtileren und weniger auffälligen Formen geschieht. In diesem Fall zweifeln Angestellte 50plus nicht selten an der eigenen Wahrnehmung: “Werde ich gemobbt oder bin ich zu empfindlich? Macht er das absichtlich, oder bilde ich mir es nur ein? Hat sie das wirklich so gemeint oder nur ungeschickt ausgedrückt? Habe ich etwas falsch gemacht?” 

 

Wann ist es Mobbing vom Chef?

Mobbing durch den Arbeitgeber liegt vor, wenn ein älterer Arbeitnehmer ausgeschlossen oder ignoriert, der Aufgabenbereich grundlos abgenommen oder schlecht über ihn gesprochen wird. Relevant kann bei milderer Wortwahl immer auch die Art und Weise sein, wie es gesagt wird, zum Beispiel mit einem zynischen Unterton oder mit entsprechender Mimik.

 

Üble Nachrede: Chef äußert sich unsachlich

Üble Nachrede ist eine Angriff auf die Ehre durch Tatsachenbehauptungen gegenüber Dritten, wobei sich nicht nachweisen lässt ob sie wahr sind. Üble Nachrede seitens eines Vorgesetzten liegt vor, wenn er gegenüber Mitarbeitern schlecht über Sie redet, wie “Würde mich wundern, wenn sie die Aufgabe schafft.” “Bei ihm wird das eh nichts, ich hätte lieber gleich die Arbeit an Kollegin X geben sollen.” “Schlechter als das letzte Mal kann es wohl bei ihr kaum werden.”

Meistens äußern Vorgesetzte ihren Unmut oder auch berechtigte Kritik nicht offen gegenüber dem älteren Mitarbeiter. Offen Kritik zu üben, setzt Mut und Charakterstärke des Chefs voraus.

 

Eitelkeiten und Ego: Überreaktionen von Vorgesetzten

In vielen Arbeitsteams gibt es eine unausgesprochene Etikette, die von dominierten Vorgesetzten oder Kollegen bestimmt wird. Mitarbeiter, die dagegen verstoßen, bekommen dies oft noch lange nachgetragen. Was sachlich betrachtet nicht “schlimm” sein sollte, kann Sie zur Zielscheibe übertriebener Reaktionen machen:

  • Der Mitarbeiter übt in einer Gruppe Kritik an einem Vorgehen und mach einen abweichenden Vorschlag. Der Vorgesetzte fühlt sich düpiert und in seiner Kompetenz angegriffen.
  • Der Mitarbeiter bekommt positives Feedback von der Geschäftsleitung etc., der Vorgesetzte fühle sich in seiner Position verunsichert und gefährdet.
  • Der Chef ist überfordert und kanalisiert seinen Frust und andere negative Gefühle, indem er an einer Person seine Aggression abregt.

 

Schikane durch den Arbeitgeber: zu viel oder zu wenig Arbeit

Viele Mitarbeiter haben eine berufliche Aufgabe, die ihnen sehr schwer fällt, zum Beispiel großes Unwohlsein vor Präsentation vor großem Publikum oder anderen vergleichbaren Herausforderungen. Doch der Arbeitgeber verpflichtet immer diesen Mitarbeiter zum Vortrag halten. Der Grad zwischen Mobbing und Aushalten lassen eines unangenehmen Situation mit dem Ziel der Gewöhnung ist sehr schmal. Wenn der Bedienstete offensichtlich sehr schüchtern ist oder seine Persönlichkeitsmerkmale ihm bestimmte Aufgaben sehr erschweren, dann kann die wiederholte Vergabe des Arbeitsauftrags ein Fall von Mobbing sein. 

Sie kommen morgens ins Büro und Ihr Postfach ist leer, Sie erhalten keine E-Mails, keine Anrufe und man sagt Ihnen, das Meeting wurde abgesagt? Motivierte Arbeitnehmer über 50 erleben immer wieder, dass sie aus ihrem Aufgabenbereich verdrängt werden. Dieses Verhalten stellt klar Mobbing dar.

 

Ist es auch Mobbing durch den Arbeitgeber, wenn ein älterer Arbeitnehmer ignoriert wird?

Ja, das Ignorieren eines arbeitsbereiten Mitarbeiters und Vorenthalten von Arbeitsaufgaben kann Mobbing sein. Zeigt sich dieses Verhalten nur in einem Kurzen Zeitraum, indem der Chef stark belastet ist, spricht dies nicht für Mobbing. Doch Arbeitnehmer über 50 erleben solche Situationen über lange Zeiträume.

Nicht selten haben Chefs auch einen “Lieblingsmitarbeiter”, der unsachlich bevorzugt wird. Auf der anderen Seite werden häufig einzelne Kollegen mit ihrer Arbeitsleistung fast dauerhaft ignoriert, indem zum Beispiel auf ihre Beiträge in einem Projekt oder ihre Arbeitsleistungen kaum eingegangen wird.

Auch anstatt bestehende Konflikte oder schwierige Situationen zu lösen, gehen nicht selten Vorgesetzte dazu über, einen Mitarbeiter zu ignorieren. Es kann auch sein, dass der Vorgesetzte hofft, Sie so zu einer Kündigung zu motivieren. 

 

Welche rechtliche Schritte kann man gegen Mobbing am Arbeitsplatz unternehmen?

Das Zivilrecht und das Strafrecht sehen einige rechtliche Handlungsmöglichkeiten gegen schikanierende Chefs und Kollegen vor. In diesem Artikel erfahren Sie die Details.

 

Werde ich von meinen Kollegen gemobbt?

Schikane unter Kollegen ist weit verbreitet. Mobbing unter Kollegen findet teils erschreckend offen statt, wenn der Chef im Team nicht respektiert ist oder seinerseits die Schikane toleriert. Mobbing unter Mitarbeitern sieht oft so aus:

  • Ihre Kollegen gehen zusammen Mittag essen, Sie werden grundsätzlich nicht dazu eingeladen.
  • Informationen werden zurückgehalten. Es wird Ihnen erschwert, Ihre Arbeit zu machen.
  • Kollegen versuchen Sie zu verunsichern: Auf Ihrem Schreibtisch werden Gegenstände verstellt, weggenommen, hingestellt.
  • Es werden Gerüchte über Sie verbreitet. Ihnen werden Sachen unterstellt.

Ertragen Sie nicht das Leid, sondern wehren Sie sich. In diesem Artikel erfahren Sie alles zu rechtlichen Schritten gegen mobbende Kollegen.

 

Was tun bei Mobbing, wenn Chef nichts gegen Mobbing unternimmt?

Sie werden von Kollegen schikaniert und der Chef reagiert nicht. Diese Situation beschreiben ältere Mobbingopfer leider häufig. Vorgesetzte machen sich zivilrechtlich und strafrechtlich mitverantwortlich, wenn sie wissen oder wissen müssten, dass einer ihrer Mitarbeiter systematisch gemobbt wird und der Chef dennoch nicht einschreitet.

 

Was sind Ursachen für Mobbing im Büro?

Häufige Gründe für Mobbing sind Neid und Misgunst im Team, Frust der Kollegen, Überforderung des Chefs, meist aber private oder persönliche Probleme der Opfer und Täter. 

 

Mobbing am Arbeitsplatz nach Kündigung durch Kollegen

Ein Arbeitnehmer trifft für sich die längst fällige Entscheidung, ein unangenehmes Arbeitsverhältnis zu kündigen und einen beruflichen Neustart zu wagen. Eine Kündigung bringt eine gewisse Unruhe selbst in relativ stabile Teams. Sie sind nun bis zum Ende der Kündigungsfrist oft kein Teil der Kollegen mehr.

Meist ist es gerade der gemeinsame Frust über die Arbeitssituation, der unangenehme Chef oder die langweilige Arbeit, was ein Team zusammenschweißt. Wer kündigt, bricht aus. Sie gehen, die Kollegen bleiben unverändert in der Situation und müssen sehen, wie sie sich wieder als Schicksalsgemeinschaft zusammen finden. Sie sind mutig und wollen sich verändern, aber mit der Kündigung sagen Sie irgendwie auch “nein” zu Ihren Kollegen. 

Es kann vorkommen, dass die verbleibenden Mitarbeiter sich nun gegen Sie verbünden. Der Frust, die Ablehnung oder die Gehässigkeiten gegen Sie sind nun der neue “Kleber”, eine Gruppendynamik die das Team wieder zusammenführen soll.

 

Seit meiner Kündigung mobbt mich mein Chef

Sie entscheiden sich für einen Arbeitsplatzwechsel und kündigen. Nach der Kündigung nehmen viele Arbeitnehmer über 50 eine Veränderung im Verhalten ihrer Vorgesetzten wahr. Welches Verhalten ist ein normaler Verabschiedungsprozess von einem bald ehemaligen Arbeitnehmer, was ist Mobbingverhalten?

Der Grad ist hier schmal. Ein Vorgesetzter kann Sie nach Ihrer Kündigung nicht mehr für langfristige Projekte einteilen, denn Sie wechseln bald den Arbeitsplatz. Über Schieflagen, Herausforderungen oder Probleme kann auch in Ihrer Anwesenheit nicht mehr offen gesprochen werden, da man an Ihrer Loyalität und Verschwiegenheit zweifeln könnte, nachdem Sie sich für ein neues Unternehmen entschieden haben. Alles was Geschäftsgeheimnisse betrifft macht die Kommunikation mit Ihnen schwer.

 

Mobbing nach einer Kündigung äußert sich häufig wie folgt:

  • Sie bekommen mehr Arbeit zugeteilt, als Sie bewältigen können.
  • Sie werden von allen oder sehr vielen Arbeitsprojekten ausgeschlossen.
  • Ihnen wird Information vorenthalten, die Sie für die Bewältigung Ihrer Aufgaben benötigen.
  • Sie werden abschätzig gemustert, man spricht über Sie hinter Ihrem Rücken.
  • Sie werden von sozialen Aktivitäten wie Betriebsausflug, gemeinsames Mittagessen etc. ausgeschlossen

 

Mobbing nach Krankheit – Kollegen und Chef mobben mich

Sie waren längere Zeit krankgeschrieben, mussten vielleicht auf mehrwöchige Reha oder befinden sich gerade in der Phase der Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell? Leider erleben ältere Arbeitnehmer immer wieder, dass nach einer Krankheit die Kollegen und Vorgesetzten bei einem guten Start zurück an den Arbeitsplatz keine Unterstützung sind.

 

Mobbing nach Krankheit zeigt sich oft so:

  • Sie hören ironische, zynische, gehässige Kommentare wie “Oh, da wird sie aber bestimmt gleich wieder wochenlang krank sein.” “Und schon ist er wieder überfordert.” “Wenn er keine Lust hat, dann hat er bald einen Rückfall.”
  • Sie bekommen keine Arbeitsaufträge.
  • Ihnen werden Informationen vorenthalten. Sie werden vom Team ausgeschlossen.

2 Gedanken zu „Schikane am Arbeitsplatz im Alter: Ab wann ist es Mobbing?“

  1. Ich war leider einmal Opfer eines Mobbings am Arbeitsplatz und litt sehr darunter. Zum Glück klärte mein Rechtsanwalt mich über das Arbeitsrecht auf und ich ging schnell rechtlich dagegen vor. Es ist gut zu wissen, dass das Ignorieren eines arbeitsbereiten Mitarbeiters und Vorenthalten von Aufgaben auch als Mobbing angesehen werden kann!

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  2. “Ich werde gemobbt am Arbeitsplatz”
    Vielen Dank für Ihre interessanten Informationen zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz. Wir finden, Betroffene sollten das nicht einfach hinnehmen. Denn dieses Verhalten ist niemals eine Option. Viel besser ist es, das Gespräch mit den Kollegen zu suchen und auch den Vorgesetzten mit einzubinden. Oft reicht es schon, ihm gegenüber nur das Wort Mobbing zu verwenden. Dann läuten bei ihm schon alle Alarmglocken, denn das ist ein Hinweis darauf, dass Ärger für die Abteilung entstehen könnten.
    Wir erlebten Mobbing am Arbeitsplatz und uns war klar, dass wir rasch aktiv werden und uns dagegen wehren mussten. Es macht keinen Sinn, den Mobbing-Attacken mit besonderem Fleiß entgegenzuwirken. Und das, obwohl bei Mobbing-Attacken sehr oft Arbeits-Mängel als Vorwand dienen.
    Aber es ist eine falsche Strategie, diesen ungerechtfertigten Vorwürfen mit noch mehr Engagement entgegenzutreten. Denn das Mobben ist keine konstruktive Kritik, sondern lediglich ein bösartiges Verhalten. Fiese Kollegen versuchen lediglich die Schwachstellen beim Mobbingopfer zu finden und dann Mobbing-Angriffe zu starten, um die betroffene Person zu demütigen.
    Manchmal ist es auch nicht einfach, das Mobbing durch Kollegen von einem normalen Konflikt zu unterscheiden
    Denn nicht jeder Streit muss Mobbing bedeuten. Mobbing ist es dann, wenn eine Person systematisch zum Mobbing-Opfer diskriminiert wird. Das Ganze läuft dann zum Beispiel ein halbes Jahr lang und zwar mindestens ein Mal pro Woche. Spontane Streitigkeiten können Sie nicht dazu zählen. Aber gerade diese kommen häufig vor.
    Mobber haben zum Ziel, die gemobbte Person auszustoßen. Die Zusammenarbeit und Kommunikation wird verweigert und man versucht, das soziale Ansehen des Opfers zu schädigen. Wer betroffen ist, muss seine Resilienz stärken und darf sich nicht in die Opferrolle drängen lassen. Setzen Sie sich durch und machen Sie das Verhalten entsprechender Kollegen öffentlich. Es ist nichts, für das Sie sich schämen sollten.

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