Auch der Beruf des Physiotherapeuten gehört zu den medizinischen Berufen, die staatlich geschützt sind und einer anerkannten Ausbildung bedürfen. Die Physiotherapeuten sind Ansprechpartner für Patienten, die an Muskelschmerzen, allgemeinen Schmerzen nach Unfällen oder Krankheiten, fehlender Koordination der Gliedmaßen oder an anderen Gebrechen leiden. Ziel einer Therapie ist es, durch Massagen und andere Ansätze chronische Schmerzen verschwinden zu lassen und den Patienten ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ohne dauerhaft auf Medikamente oder schmerzstillende Mittel angewiesen zu sein.
Die beruflichen Aussichten für Physiotherapeuten in Deutschland
In den letzten Jahren wurden sich Medizin und Forschung der Vorteile bewusst, die eine physiotherapeutische Behandlung in Kombination mit schulmedizinischen Maßnahmen bietet. Auch durch technische Innovationen, die Behandlungen mit Elektro- oder Wärmetherapie ermöglichen, hat sich das Wirkungsfeld der Physiotherapie bedeutend erweitert.
Dabei geht die Tätigkeit eines Physiotherapeuten weit über die Durchführung von Massagen hinaus: Sie beraten auch selbst die Patienten bezüglich ihrer Gebrechen und entwickeln ganzheitliche Ansätze, um beispielsweise chronische Verspannungen, Traumata nach Unfällen oder Muskelschwäche zu behandeln.
Diese Aspekte führten dazu, dass das Berufsbild des Physiotherapeuten wieder mehr geschätzt wird und entsprechende Behandlungen nicht nur als “Wohlfühl-Rezepte” angesehen werden. Insgesamt lässt sich in Deutschland ein steigender Prozentsatz von physiotherapeutischen Maßnahmen feststellen, der von Krankenkassen verschrieben wird.
Die Voraussetzungen für eine Ausbildung/ Umschulung zum Physiotherapeuten
Da der Beruf des Physiotherapeuten eine Verantwortung in medizinischer und diagnostischer Hinsicht mit sich bringt und die tägliche Betreuung von Patienten auch für den Therapeuten selbst in körperlicher Hinsicht durchaus anspruchsvoll ist, werden hier die wichtigsten Voraussetzungen für eine Qualifizierung zum Physiotherapeuten aufgeführt.
Die persönlichen Voraussetzungen
Angehende Physiotherapeuten sollten über eine gute körperliche Kondition verfügen und keine Einschränkungen bezüglich der Hände, Arme, Beine und des Rückens haben. Besonders Massagen beanspruchen viel Muskelkraft, daher dürfen keine beispielsweise keine Gelenkkrankheiten oder chronische Gicht vorliegen. Zu den weiteren Voraussetzungen zählen:
- ausgeprägtes Interesse am Aufbau und der Funktion des menschlichen Körpers
- Soziale Kompetenz und Empathie für den Umgang mit verschiedensten Patienten
- Interesse für medizinische Bereiche, wie z. B. den Muskel- und Knochenaufbau und Gelenke
- Willen zu kontinuierlichen Weiterbildungen in einem hoch dynamischen Berufsfeld (neue Therapieansätze, alternative Behandlungsmethoden, etc.)
Die fachlichen Voraussetzungen
Um eine Ausbildung oder Umschulung zum Physiotherapeuten antreten zu können, wird mindestens ein Realschulabschluss gefordert, alternativ wird auch ein Hauptschulabschluss mit einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung anerkannt. Im Idealfall gehört diese Berufsausbildung ebenfalls zum medizinischen Bereich, dann können einige Module eventuell angerechnet werden.
Zudem müssen viele Bewerber eine ärztliche Bestätigung der physischen Eignung vorlegen, auch das polizeiliche Führungszeugnis ist bei vielen Einrichtungen Pflicht. Allen Anwärtern wird zudem ein Praktikum zur Orientierung empfohlen, welches in einer Therapiepraxis oder in einer staatlichen Einrichtung (Krankenhaus, Altenstift, etc.) absolviert werden kann.
Die Ausbildung zum Physiotherapeuten im Rahmen eines Quereinstiegs
Ausrichter der Umschulung oder Qualifizierung sind medizinische Berufsfachschulen, die über eine staatliche Anerkennung verfügen und damit zur Ausbildung berechtigt sind. Umschulungen erstrecken sich über die selbe Dauer wie reguläre Ausbildungen, in allen Bundesländern sind drei Jahre üblich.
Auszubildende, die bereits über profunde Berufserfahrung in diesem Bereich oder über eine frühere Ausbildung zum Masseur oder medizinischen Bademeister verfügen, können die drei Jahre auf eineinhalb oder zwei Jahre verkürzen. Die genaue Dauer hängt davon ab, ob die Umschulung in Voll- oder Teilzeit absolviert werden soll.
Einige Träger bieten Ausbildungen an, die abgesehen von der Umschulung zum Physiotherapeuten auch noch die Qualifizierung zum Gymnastiklehrer beinhalten, dies ist besonders für Personen interessant, die im Sport-Gymnastik-Bereich tätig sein möchten. Denkbare Branchen wären später Fitness-Studios, Tanzschulen, Gymnastik-Therapiezentren oder ähnliche Institute.
Seit einigen Jahren ist außerdem ein Bachelor-Studium möglich, an dessen Ende ebenfalls der Titel des Physiotherapeuten steht. Das Studium ist so ausgelegt, dass regelmäßige Praxis und Theorie vereint werden. Auf dem Studienverlaufsplan sind meist mehrere Zwischenpraktika verpflichtend, manche Hochschulen integrieren die Praxis auch als Praxissemester mit 5 – 7 Monaten Dauer in das Studium.
Wo können die notwendigen Kenntnisse für die Umschulung/ Zweitausbildung erlangt werden?
Anbieter einer Ausbildung zum Physiotherapeuten finden sich in so gut wie allen Bundesgebieten. Trägereinrichtungen sind beispielsweise:
- Berufsfachschule für Physiotherapie in Augsburg
- Medfachschule Berufsfachschule Bad Elster
- Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg an der Saar
- IB gGmbH medizinische Akademie, Berufsfachschule für Physiotherapie in Starnberg
Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten während der Ausbildung
Während der Absolvierung der Ausbildung an einer der medizinischen Berufsfachschulen wird den Auszubildenden kein Gehalt im herkömmlichen Sinn gezahlt. Wie bei jeder Zweitausbildung sind auch bei Azubis unter 25 Jahren die Eltern nicht mehr für die Finanzierung verantwortlich, das öffnet die Tür für eine Unterstützung durch Bildungskredite oder Bafög. Besonders beim Bachelor-Studiengang liegt die Förderung durch Bafög nahe, aber auch die regulären Ausbildungen an Berufsfachschulen sind förderungswürdig.
Das Gehalt von Physiotherapeuten nach Abschluss der Qualifizierung oder Umschulung
Durchschnittlich liegt das Gehalt von deutschen Physiotherapeuten etwa bei 2100,- bis 2600,- € pro Monat. Die genaue Höhe ist stark abhängig von der Berufserfahrung, dem Bereich der individuellen Spezialisierung sowie eventuellen Weiterbildungen, die besonders von Berufseinsteigern regelmäßig besucht werden sollten.
Wie bei allen praktischen Berufen gilt: Die Anfangszeit ist noch Lehrzeit, daher erscheint das Einstiegsgehalt möglicherweise als niedrig. Wer jedoch z. B. in einer größeren Physiotherapie-Praxis oder in einem Krankenhaus unterkommt, in dem die Möglichkeit zur internen Weiterbildung besteht, hat gute Karten für eine Gehaltserhöhung. Angestellte im öffentlichen Dienst sind an Tarifverträge gebunden, die sichern ein gewisses Mindestgehalt auch für Berufsneulinge. Zudem steigen die tariflichen Gehälter regelmäßig an, Einrichtungen wie Pflegeeinrichtungen, Rehabilitationszentren oder Kliniken zahlen zudem Nacht- und Feiertagszuschläge.